Bei der Buchpräsentation am Dienstag, 6. September 2022 im Arrupe-Saal:
P. Klaus Schatz SJ referierte in einer knappen halben Stunde einige markante Ereignisse aus der Geschichte von 1938 bis 1983 und weckte damit die Lust, im Buch sich weiter zu informieren.
P. Markus Inama SJ begrüßte die Gäste und die Referenten und moderierte den Abend.
P. Hans Brandl SJ stimmte musikalisch ein und bildete Brücken zwischen den Referaten.
P. Anton Aigner SJ, geb. 1938, zeigte, wie seine Lebensgeschichte eng mit wichtigen Ereignissen der Ordensgeschichte verbunden ist.
Zum Buch: Im Juli 2022 ist im Aschendorff-Verlag das letzte Werk von P. Klaus Schatz erschienen. Auf über 600 Seiten zeichnet er die Geschichte der österreichischen Jesuitenprovinz von 1938 bis 1983 nach.
Die österreichische Provinz der Jesuiten war nicht von Natur aus klein. In der alten Gesellschaft Jesu war sie sogar die mitgliederstärkste des Ordens gewesen. Sie zählte damals 1.845 Jesuiten in 71 Niederlassungen. Bis 1909 umfasste die Provinz das ganze Habsburgerreich außer Galizien. Im 20. Jahrhundert wurde alles dann deutlich kleiner. 1938 – am Beginn der von P. Schatz untersuchten Periode – umfasste die Österreichische Provinz noch 14 Niederlassungen in acht von neun Bundesländern.
Das Werk ist in drei zeitliche Abschnitte gegliedert. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war der Orden vor allem in Tirol mit Verfolgung und Unterdrückungsmaßnahmen konfrontiert. Eine Folge war, dass die Jesuiten ihre Arbeit oft in den Bereich der Pfarrseelsorge und der Seelsorgeämter verlagerten. Positiv wirkte sich der „Anschluss“ nur auf die 1939 übernommene Mission in China aus, die im japanisch besetzten Gebiet lag, was den „deutschen“ Patres Vorteile brachte.
Der zweite Abschnitt ab 1945 stand unter den Zeichen des Wiederaufbaus und der Entfaltung. Wie schon früher kreiste die jesuitische Tätigkeit in Österreich geographisch um zwei Schwerpunkte: Wien und Innsbruck. Langsam setzte aber bereits in dieser Zeit ein zahlenmäßiger Rückgang ein.
Die zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil schließlich waren geprägt durch Krisenerscheinungen, vor allem durch viele Austritte, durch Erneuerungsbemühungen und Zukunftsplanungen. Ausführlich dargestellt werden auch die zwei Konflikte um den Jugendseelsorger P. Sigmund Kripp und später um den Theologen P. Franz Schupp, die damals nicht nur in der Tiroler Öffentlichkeit für Aufsehen gesorgt hatten.
Am Ende des Buches gibt es kurze Biogramme von über 500 Jesuiten, die zur österreichischen Provinz gehört haben.
Das Studium der schriftlichen Quellen in den Archiven in Rom und Wien wurde ergänzt durch die Berichte von Zeitzeugen. Auf diese Weise entsteht ein detailliertes Bild einer Provinz, deren Mitglieder innerhalb menschlicher Grenzen versuchten, den Glauben zeitgemäß zu bezeugen und zu verkünden.
Nachdem die ehemals große österreichische Provinz 2021 in die Zentraleuropäische Provinz überführt worden ist, ist dieses Werk so etwas wie ein „Abschiedsgeschenk“. Es ergänzt außerdem die sechs Bände, in denen P. Schatz schon die Geschichte der deutschen Ordensprovinzen inklusive der Schweiz nachgezeichnet hat.